Frieden erleben wir in unserem Land seit 1945. Seit 75zig Jahren haben wir in Deutschland keinen Krieg mehr erleiden müssen. Dieser langen Friedenzeit gedenkt man jährlich in beiden Gemeinden unserer Seelsorgeeinheit. Jedes Jahr am 8. Dezember versammelt sich die Gemeinde St. Peter auf dem Lindenberg zu einem Dankgottesdienst. So haben es die St. Petermer einst versprochen.
Anders angelegt war und ist in St. Märgen die sogenannte „Friedenswallfahrt des Schwarzwaldes“ am 1. Mai. Bis zu 3000 Menschen haben sich einst aus St. Märgen und den umliegenden Gemeinden zur jährlichen „Friedenswallfahrt“ eingefunden.
Gleich zwei Rettungsgeschichten werden aus den letzten Kriegsmonaten aus St. Märgen berichtet. Zum einen wollten französische Soldaten über den Zwerisberg auf der alten Römerstraße nach St. Märgen einmarschieren; zum anderen ist von herannahenden feindlichen Flugzeugen die Rede. Beide Male aber, so wird berichtet, ist St. Märgen in einem dicken Nebel eingehüllt, so dass man es nicht mehr sehen konnte. Erfolglos hat man die Umkehr angetreten bzw. den Angriff abgebrochen. Ernst Hug erweitert in seinem Buch „Schwarzwälder Feste im Jahreskreis“ aus dem Jahre 1996 diese Rettungserfahrungen: „Während der Kriegsjahre, insbesondere im letzten Kriegsjahr 1945, haben viele Menschen gelobt, dass, wenn sie, ihre Angehörigen und Dörfer unversehrt und heil aus den schrecklichen Wirren, Ereignissen und Schrecken herauskämen, dann würde man alljährlich am 1. Mai eine Dank- und Friedenswallfahrt zum Schutzpatron für ausweglose Situationen, Judas Thaddäus, auf den Ohmenberg machen.“ Die Festschrift zur 850zig Jahrfeier von St. Märgen aus dem Jahre 1968 vermerkt kurz und knapp, dass die „Friedenswallfahrt des Schwarzwaldes“ eine „seit 1947 am 1. Mai jeweils eine gelobte Wallfahrt“ ist. Schon drei Jahre später um 1950 herum kamen Prozessionsgruppen von Waldau und von Breitnau herüber. Bürgermeister Alois Straub aus Eisenbach organisierte einst jährlichen den Omnibus. Auch aus dem Simonswäldertal und aus Wildgutach machten sich Jahr für Jahr Pilger auf den Weg. Auch aus anderen Teilen des Hochschwarzwaldes, aus dem Dreisamtal, dem Markgräflerland und sogar aus der Ortenau kamen Menschen zum Danken nach St. Märgen, schreibt Ernst Hug.
Vormittags traf man sich zur Messe in der Wallfahrtskirche. Nach der Messe war Markt mit vielen Ständen im Dorfkern von St. Märgen. Am späteren Nachmittag versammelte man sich zur Maiandacht rund um die Ohmenkapelle. Von bis zu dreitausend Friedenswallfahrer wird berichtet. Ende der fünfziger Jahre verliert der Markt seine Bedeutung. Die Messe am Vormittag in der Wallfahrtskirche und die Maiandacht am Nachmittag bei der Ohmenkapelle verlieren damit an Attraktivität.
Der Gottesdienst am Vormittag, die „Friedenswallfahrt des Schwarzwaldes“ bleibt als einziges bis heute übrig. Warum? Weil die Gründungsvision für die „Friedenswallfahrt des Schwarzwaldes“ bis heute Gültigkeit hat: Dankbarkeit wegen des anhaltenden Friedens bei uns.
Manchmal, wenn ich von St. Peter nach St. Märgen fahre, kann es sein, dass St. Peter „unten“ wolkenverhangen ist, aber St. Märgen „oben“ in dichtem Nebel eingehüllt ist. Wenn man zwischen dem Birkweghof und dem Glasträgerhof um die Kurve fährt und bei normalen Wetter erstmals nach St. Märgen sehen könnte, sieht man dann nichts mehr. Dann muss ich oft an diese Geschichte vom Kriegsende denken. Der dichte Nebel hat einst Leben gerettet. Es kommt immer auf die Perspektive an. Was wird der dichte „Corona-Nebel“ für eine gute Seite haben?
(Pfr. Klemens Armbruster)